Der Gänsebraten

Es war sein erstes Jahr in Freiheit; ohne seine Frau und ohne seine Kinder.

Er hatte es sich lange gewünscht, endlich frei zu sein und war der Sehnsucht nach Unabhängigkeit vor ein paar Monaten gefolgt und hatte ein neues Leben begonnen.
Zum Anfang gab es viele Partys und einige Frauen. Aber bald hatte er bemerkt, dass ihm etwas fehlte; das Gefühl zu Hause zu sein.

Es war der Abend vor Weihnachten und er saß einsam in seiner kargen Wohnung, wo er von dem träumte, was er so lange gehasst hatte - Gänsebraten mit Rotkraut.

Etwas später stand er vor ihrem Haus in der Kälte und schaute zu dem Fenster rauf, hinter dem ein Lichterkranz die Nacht erhellte. Als er dann doch irgendwann klingelte, öffnete sie ihm mit Tränen in den Augen die Tür.

Sie sah ihn nur an und sagte leise: "Der Braten ist fertig.", während er sie stumm in die Arme nahm und auf den gedeckten Tisch schaute, an dem still die Kinder saßen.

Er war zu Hause.