Der Pullover

Er lebte in der Dunkelheit des Kleiderschrankes und sah das Tageslicht viel zu selten. Erdrückend war die Last der Jüngeren, die sorgfältig auf seine alten Fasern gestapelt worden waren. Seine Wolle hatte längst die Farbe verloren und einige Fäden hingen trostlos aus dem Muster heraus.

So verweilte er gerade in den Gedanken an die Zeit, als sie ihn mit ihren eigenen Händen geformt hatte und hörte noch immer das leise Klappern der Stricknadeln, als sich ein schluchzendes Geräusch durch die Schranktür in seine Erinnerungen bahnte.

Das grelle Licht tat seinen alten Knopfaugen weh und als er sich daran gewöhnt hatte, sah er sie unschlüssig vor dem Kleiderschrank stehen, während die Tränen über ihre Haut liefen.

Nach einigem Überlegen streckte sie ihre Hand aus und zog ihn sanft unter dem neumodischen Zeug hervor.

Genau ihn brauchte sie jetzt - den alten wärmenden Freund.