Schönheitswahn im Badezimmer

Wer hat eigentlich diesen Schwachsinn verbreitet, dass Frauenbeine lang, unbehaart und braun sein müssen?

Soviel steht fest...das war mit Sicherheit ein Mann...

Chirurgisch ist es zwar mittlerweile möglich, angehende Augenfalten mit dem abgesaugten Fett aus dem Hintern zu unterspritzen...Silikonplastiken unterhalb der hinter die Ohren festgetackerten Halshautlappen zu formen...Fingernägel auf abgekaute Stumpen zu schweißen...Permanentmake-up in zarte Gesichtshaut zu tätowieren...und sich kleine runde Glasscherben (natürlich in der Lieblingsfarbe des Angebeteten) in die Augen zu setzen...aber...gegen die Länge seiner Beine kann FRAU nichts tun...wohl aber gegen Blässe und Haarwuchs.

Versucht Frau es auf die einfachste Art und Weise und kauft sich in der Drogerie die noch in der letzten Fernsehwerbung unvergleichlich angepriesenen Bräunungscreme, sind ihr auf alle Fälle viele hinterherschauende Blicke sicher. Dieses liegt dann aber nicht etwa an dem neuen Kostüm - welches nebenbei bemerkt aus Gründen des Sexappeals garantiert vom Liebsten eine Nummer zu klein gekauft wurde und in einer Geheimmission, welche ein Vermögen verschlungen hat, von einem Schneider in eine nicht erstickungsbedrohliche Form gebracht wurde - sondern eher an der sehr umfangreichen Farbpalette, zu welcher die zarten Frauenbeine mutiert sind.

Nichts desto Trotz wird sich Frau ins nächste Solarium begeben und aus Gründen der Sparsamkeit - bekanntlich hilft viel ja auch viel - 20 Minuten auf die - im Glücksfall nach Desinfektionsmittel stinkende, im Pechfall vom Vorgänger noch leicht klebende - Sonnenbank legen.

Zu Hause angekommen, rennt Frau zum Kühlschrank, schnappt sich das teure Wallnusseis - welches gleichzeitig das längst fällige Körperpeeling ersetzt - und schmiert sich dieses unter der Dusche auf die krebsrote Haut...

Aber Frau kann ja noch was retten.

Der Griff zur Enthaarungscreme lässt neue Hoffnung auf die erträumten Wunderbeine aufkommen.

Nachdem sie sich dann durch die Gebrauchsanweisung gekämpft hat - nur probiert niemand wirklich 24 Stunden vor Anwendung aus, ob das Zeug verträglich ist - und das stark an Wasserstoffperloxid erinnernde - übrigens auch danach stinkende und brennende - Zaubermittel auf die Beine gespachtelt hat, genügt ein Blick in den Spiegel, um erschreckt zur nächsten Tube zu greifen.

Der blonde Haaransatz - die Natur hatte leider beschlossen, zu blauen Augen auch blonde Haare zu kreieren, was aber natürlich farblich nicht zu den momentan im Trend liegenden grünen Kontaktlinsen passt - ließ unter der stechend roten Tönung leicht die Vermutung zu einer Glatzenbildung aufkommen.

Also wieder gerührt, Nase zugehalten, auf den Kopf geklatscht...und...wo Frau schon mal dabei ist...weiter gerührt, wieder gespachtelt...aber diesmal ins Gesicht geschmiert.

Die Verpackung der Gesichtsmaske rät schönheitsbewusster Frau von heute unbedingt Ruhe und Entspannung beim Genuss von honiggetränktem Gurkenmatsch...währen da nicht die Beine, die mittlerweile brennen, als würde man dem ungeliebten Flaum mit einem Bunsenbrenner zu Leibe rücken.

Nachfolgender kühlender Wasserstrahl gibt ihr dann aber zu verstehen, dass sie nun bestenfalls Ähnlichkeit mit der Weihnachtsganz Auguste hat.

Frau unterdrückt tapfer die Tränen - schließlich ist erst letzte Woche eine Kontaktlinse im Ausguss verschwunden - und tastet - Honig in Verbindung mit Gurken hat leider die Angewohnheit, sich zu verflüssigen und jeden Winkel im Gesicht zu verkleistern - nach der letzten Rettung...dem Rasierer.

Vorsichtig lässt sie dann die Rasierklinge über die mittlerweile leicht geschwollenen krebsroten Beine gleiten und unterdrückt weiterhin die Tränen - der Verkleisterungseffekt der Gesichtsmaske wurde sicherlich von einer sehr intelligenten, sich die Beine rasierenden, Frau erfunden - was aber dieses Mal eher am ausreißen der verbliebenen Haare durch die Rasierklinge liegt. Das ist wie mit dem Toilettenpapier...bevor Männer sagen, dass was im Bad fehlt, wird halt das Nächstbeste gegriffen...

Glücklich über die - zugegebener Maßen seltsam heiß und dick anfühlenden - haarlosen Beine, schlüpft Frau dann gänzlich unter die Dusche, um sich die - mittlerweile viel zu lang einwirkende - Haarfarbe auszuwaschen und den Rest Gurkencreme aus der Nase zu kratzen.

Die Laune ist mittlerweile wieder in besserem Zustand und so beschließt Frau auch gleich allen anderen überflüssigen Haaren den Garaus zu machen.

Mit absoluter Sicherheit wird mittendrin das FCKW aus der Rasierschaumsprühdose entwichen sein und Frau schaut völlig entgeistert auf das unvollendete Werk. Zähne zubeißend wird sie dann versuchen mit etwas Fantasie noch ein Kunstwerk zu schaffen und weiß dabei schon jetzt, dass sie in spätestens zwei Tagen nicht mehr laufen können wird.

Endlich in wohlige Badetücher gehüllt, wird sich Frau mit einer sündhaft teuren Körperlotion eincremen, welche dann den Ausschlag perfekt macht...aber was tut man nicht alles für die Schönheit.

Vor dem Spiegel stehend wird sie spätestens jetzt einem Nervenzusammenbruch verdammt nahe sein, wenn sie bemerkt, dass die Färbung nicht nur ihren Haaransatz dunkelrot gefärbt hat, sondern auch die Ohren und ein dicker Klecks Farbe direkt auf ihrer Nasenspitze sitzt.

Nach einer halbstündigen "Behandlung" mit Nagellackentferner ist dann kein Unterschied mehr zwischen den hochgradig entzündeten Beinen und der Gesichtshaut zu entdecken.

Da Frau zwischenzeitlich jegliche Lust an Sinnlichkeit vergangen ist, wird sie Geborgenheit in ihrem Lieblingsschlabberpullover suchen und den Rest der flüssigen Eiscreme - in Anbetracht der mittlerweile das Gesicht beherrschenden Schwellung - mit einem Strohhalm in sich aufsaugen.

Als krönender Abschluss dieser Odyssee kann Frau hundertprozentig mit einem Satz ihres sie liebenden Mannes rechnen....

"Also Liebling, früher hast Du mehr auf dein Äußeres geachtet!"