"Niemand hatte mich gefragt, ob ich dieses Leben leben wollte."

Das "Funktionieren" in meinem Job viel mir immer schwerer. Oftmals saß ich tagelang vor meinem Rechner und brachte kaum etwas Vernünftiges zu stande. Es fiel nicht weiter auf und doch wuchsen in mir die Schuldgefühle zu versagen immer mehr.

Ich zog mich immer weiter zurück. Beruflich und auch privat. Aber immer darum bedacht, dass es niemand mitbekam. Oft ging ich tagelang nicht ans Telefon.

Und dann wieder kam eine wahre Kommunikationssucht. Ich hatte Bekanntschaften, die nicht lange hielten - aber davon sehr viele.

Heute weiß ich auch, warum es so war. Ich überforderte damals meine Gegenüber total.

Damals allerdings fühlte ich mich nicht verstanden.

Ich hatte das Gefühl, dass ich der einzige Mensch bin, der die Wirklichkeit sieht und daran zerbricht.

Meinen Hass schrieb ich nieder. Immer mehr Gedichte entstanden.

Und wieder waren es meine engsten Freunde, denen ich nichts vormachen konnte. Piet, Melly und Chelly war klar, dass ich immer tiefer in meiner eigenen Welt steckte.

Wir redeten stundenlang - aber ich ließ keine andere Meinung als die meine zu. Schließlich war ich doch diejenige, die etwas mehr "sehend" war.

Je mehr ich mich aus dem Leben zurückzog, desto mehr Feedback bekam ich über Mondkuss. Dass ich doch etwas ganz Außergewöhnliches war; genial und unglaublich waren nur einige der Worte, die mir meine Leser schrieben.

Wer oder was war ich denn noch wirklich?

Ich hatte das Gefühl, dass ich zwischen den einzelnen Welten hin- und hersprang.

Da war mein Job, dann meine Freunde, meine Eltern, meine Bekannte, Mondkuss und meine eigene Welt der Traurigkeit.

Ich konnte einfach keinen Weg zwischen ihnen finden. Immer war ich anders.

Der Wahnsinn war nicht mehr weit.

Und ich wollte sterben.

Nicht wirklich. Denn ich bezeichnete es nicht wirklich als Selbstmord. Für mich war es "das Gehen".

Ich wusste einfach nicht mehr, wie es weitergehen sollte.

Nächtelang arbeitete ich an Mondkuss, schrieb Texte, ging dann arbeiten, war mit Freunden zusammen - kurzum ich konnte meine eigenen Ansprüche nicht mehr erfüllen.

Ich war hoffnungslos überfordert und drohte unterzugehen.

Denn ich war allein. (dachte ich)

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