"Vergiss was gestern war!...aber wie?."

Was sind Depressionen? Warum passiert mir das? Bin ich verrückt oder krank?

Diese und viele andere Fragen geisterten mir in meinem Kopf herum.

Ich machte mich auf die Suche nach Informationen rund um das Thema Depressionen und war überrascht, wie viel ich dazu im Internet finden konnte.

(Heute kann ich selbst auch viele Informationen hier beisteuern; Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich während meines klinischen Aufenthaltes gesammelt habe.Teilweise stammen die Texte auch aus dem Internet und liegen in ihren Urheberrechten bei den jeweiligen Verfassern)

Das Denken der Gesellschaft
Was ist eine Depression?
Wer ist betroffen?
Prominente Depressive
Was sind die Anzeichen?
Einbildung oder Krankheit?
Depressionen verschwinden nicht
Krankheitsbilder
Behandlungsmöglichkeiten
Therapeut, Kosten, Behandlungsdauer
Suizidalität
Erschreckende Zahlen und Fakten
Hilfe für Betroffende
Angehörige sind nicht allein

Das Denken der Gesellschaft

"Ich bin voll auf deprie...", "Oh Mann, bin ich depriemiert..." "Bist du depressiv, oder hast du deine Tage?" - Aussprüche, die wohl jeder kennt oder schon einmal verwendet hat.
Die Begriffe "depressiv" und "Depressionen" werden häufig missbraucht. Ist man selbst wirklich depressiv oder kennt jemanden, der an Depressionen erkrankt ist, tut man dieses häufig ab oder nimmt es nicht ernst. Denn schließlich ist es ein Tabuthema; es würde bedeuten, dass man nicht "funktioniert" oder "verrückt" ist. Also wird es sehr oft ins Lächerliche gezogen.

Die Ansicht der Allgemeinheit trägt nicht unbedingt dazu bei, dass Depressionen erkannt und auch wahr genommen werden. Die Betroffenen fühlen sich schutzlos und verunsichert; Angehörige wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Häufig fehlt einfach das Wissen über diese umfangreiche Gemütserkrankung auf beiden Seiten.

Selbst mir war es jahrelang nicht klar, dass ich unter Depressionen litt.

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Was ist eine Depression?

Der Begriff "Depression" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit. Das griechische Wort dafür ist "Melancholie". Depressionen sind Krankheiten mit einer klar umrissenen Symptomatik und auf keinen Fall zu verwechseln mit vorübergehenden Stimmungstiefs.

Eine krankhafte Depression verändert Gedanken, Gefühle, Verhalten und körperliche Vorgänge. Depressionen gehen häufig mit körperlichen Beschwerden einher. Dazu gehören Kopf-, Nacken- und Kreuzschmerzen, Schmerzen in den Armen und Beinen, Druckgefühle im Brustraum, das Gefühl nicht durchatmen zu können (welches oft so erlebt wird, als ob ein schwerer Stein auf der Brust läge), unklare Herzbeschwerden, Verdauungsbeschwerden (entweder in Form von Durchfällen oder Verstopfung), Übelkeit mit Beschwerden in der Magengegend und krampfartige Schmerzzustände im Unterleib. Anders als bei gelegentlicher depressiver Stimmung oder Traurigkeit ist eine normale Lebensführung nur unter größten Anstrengungen möglich. Das Selbstmordrisiko ist erhöht.

"Voll depri drauf sein" kommt gerade in der Pubertät vor, hat mit den Hormonen zu tun und ist normal. Das sind Stimmungstiefs, die sich mit der Zeit wieder geben. Bleiben diese Stimmungen jedoch über längere Zeit erhalten oder treten sie in Phasen ohne äußeren Anlass auf, dann handelt es sich um eine Depression.

Und so fühlt sich Depression an: Niedergeschlagenheit, Bedrückung, Motivations- und Perspektivlosigkeit, ohne besondere Gründe dafür nennen zu können. Jemand der an einer Depression erkrankt ist, erlebt sich als hoffnungs- und hilflos, er empfindet eine innere Leere, hat Angst und ist verzweifelt. Manche fühlen sich wie versteinert, d.h. sie sind nicht mehr in der Lage überhaupt Gefühle empfinden zu können.

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Wer ist betroffen?

Nach den Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation leiden jeweils an einem Tag 3-5% der Weltbevölkerung an Depressionen. Das sind täglich 120-200 Millionen Menschen.

Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, wird auf 20-30% geschätzt, d.h. jeder Dritte von uns macht wahrscheinlich in seinem Leben irgendwann eine schwere Depression durch. Leichte, vorübergehende depressive Verstimmungen bleiben wohl keinem Menschen erspart.

Frauen erkranken 2 bis 3 Mal so häufig wie Männer. Wobei man hier relativieren muss: Frauen gehen auch eher zum Arzt als Männer!

Tritt eine Depression einmal im Leben auf, so liegt die Rückfallquote bei 50 Prozent. Je häufiger eine Depression bei einem Menschen auftritt, desto höher ist die Rückfallwahrscheinlichkeit.

(Prof. Dr. Scharer, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Hohe Mark, Oberursel/Ts. im Juni 1997)

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Prominente Depressive

Arthur Schopenhauer war nach Einschätzung von Fachleuten depressiv, ebenso Michelangelo, Marilyn Monroe, Howard Hughes, Heinrich von Kleist, Rudolf Diesel, Karl May oder Frederic Chopin, Johannes Brahms, Wolfgang Amadeus Mozart, Hans Christian Andersen, Charles Dickens, Wilhelm Busch, Ernest Hemingway, Hermann Hesse, Mark Twain, Edgar Allan Poe, Friedrich Schiller, Vincent van Gogh, Pablo Picasso, Leonardo da Vinci, Kurt Cobain, Axl Rose, Sabrina Setlur, Melanie C, Leonardo Di Caprio...

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Was sind die Anzeichen?

Eine Depression ist nicht einfach nur das Gefühl der Traurigkeit. Die Symptome treten in den Bereichen Fühlen - Denken - Handeln - Körper auf.

Beeinträchtigung im Fühlen
Traurige Stimmung bis hin zur Apathie und völligen Leere
Extreme Stimmungsschwankungen (Morgentief und Abendhoch)
Anhedonie: Nichts macht mehr Spaß - es wird keine wirkliche Freude mehr empfunden
Ängste, innere Unruhe, Reizbarkeit, Empfindlichkeit

Beeinträchtigungen im Denken
- formale Denkstörungen
Entscheidungsprobleme, Hin- und Hergerissen sein
verlangsamtes Denken (ich verstehe nichts mehr)
Konzentrations- und Gedächnisprobleme
Gedankenreisen: Probleme werden endlos und ohne Ergebnis gewälzt

- inhaltliche Denkstörungen
Negatives Bild von sich selbst, von der Umwelt und der Zukunft
Schuldgefühle, die sich bis zum Wahn steigern können (ich hab alles falsch gemacht)
Suizidgedanken (alles ist sinnlos, es wäre besser, ich wäre tot)

Beeinträchtigung im Handeln
Depressive Hemmung (ich möchte aber ich kann nicht)
Energiemangel, Erschöpfung, sich zu nichts aufraffen können, viel Zeit im Bett verbringen
Willenlosigkeit (mir ist alles egal, es bringt doch nichts)
Vernachlässigung der Pflichten, Leistungsabfall (Beruf, Haushalt, Freizeitaktivitäten)
Rückzug von Freunden und Bekannten, Beziehungsstörungen (ich möchte niemanden sehen und hören)

Körpersymptome
Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen, Früherwachen)
Appetiet- und Gewichtsverlust (seltener Zunahme)
Sexuelle Störungen (kein Interesse, Potenzstörungen, Frigidität, kein Lustempfinden)
Allgemeiner Verlust des Vitalgefühls (ich bin so ausgelaugt)
Schmerzen (Kopf-, Rücken-, Gliederschmerzen, Verspannungen)
Magen-, Darm-, Herz-Kreislaufbeschwerden, Schwitzen, Schwindel, Benommenheit

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Einbildung oder Krankheit?

Depressionen sind ein medizinischer Zustand, der sich behandeln lässt. Ärzte können Medikamente oder eine Therapie - oder eine Kombination von beidem - dagegen verschreiben. Depressionen sind eine anerkannte Krankheit und eine Krankschreibung darauf ist zulässig. Dem Arbeitgeber wird auch in diesem Fall die Diagnose NICHT mitgeteilt.

Das Wichtigste ist, Hilfe zu suchen.

Depression ist eine echte Gemütskrankheit. Die Kranken können sich davon nicht befreien und es gelingt auch nicht sie aufzumuntern. Völlig sinnlos ist es , eine depressive Person mit einem "Jetzt reiß dich mal zusammen!" aufmuntern zu wollen.

Ca 3% der Kinder und Jugendlichen erleiden einmal eine schwere depressive Episode. Wesentlich mehr Mädchen als Jungen sind depressiv. Weltweit sind von dieser Krankheit etwa 340 Millionen Menschen betroffen und die Weltgesundheitsbehörde nimmt an, dass im Jahr 2010 Depression die Volkskrankheit Nr. 1 in den Industrieländern sein wird. In Deutschland und Österreich erkrankt z. Zt. ungefähr jeder Fünfte ein mal in seinem Leben an einer Depression.

Wieso Menschen depressiv werden ist bisher nicht eindeutig geklärt. Das Zusammenspiel verschiedener Faktoren kann zum Ausbruch der Krankheit führen:
Akute Belastungen wie Tod von nahestehenden Personen, Verlust des Partners, finanzielle Probleme, Arbeitslosigkeit, Mobbing, körperliche Erkrankungen wie z.B. Schilddrüsenstörungen, bei der der Stoffwechsel der Botenstoffe zwischen den Nervenzellen des Gehirns gestört ist. Eine erbliche Veranlagung - wenn nahe Verwandte unter Depressionen leiden, erhöht sich das Risiko selbst zu erkranken.

Außerdem kann eine Depression auch ohne ein äußeres Ereignis "aus heiterem Himmel" auftreten.

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Depressionen verschwinden nicht

Ein Großteil der Menschen fühlt sich irgendwann einmal in ihrem Leben depressiv. Bei einigen sind diese Gefühle jedoch intensiver und halten länger an.

Diese Art der Depression 'verschwindet nicht einfach wieder'. Einem solchen Menschen zu sagen, er solle 'den Kopf nicht hängen lassen' oder 'sich zusammenreißen' ist alles andere als hilfreich. So einfach geht das nicht.

Doch besteht Hoffnung. Depressionen sind ein medizinischer Zustand, der sich behandeln lässt. Ärzte können Medikamente oder eine Therapie - oder eine Kombination von beidem - dagegen verschreiben.

Eine Depression kann Wochen und Monate in manchen Fällen sogar Jahre anhalten. Bei manchen Betroffenen schlägt die Stimmung für bestimmte Phasen ins Gegenteil, die "Manie" um: Sie sind dann vorübergehend völlig euphorisch bis zum Größenwahn. Daher der Begriff "manisch-depressiv".

Menschen, die unter einer Depression leiden, werden oft mit Vorwürfen konfrontiert, sie sollten sich nicht so haben, kein Theater spielen, sie wären doch nur zu faul, um sich aufzuraffen. Oft halten sich die Betroffenen selbst für Versager. Schließlich ist das doch alles "nur psychisch".

Damit ist niemandem geholfen.

Wer unter Depressionen leidet, ist krank und braucht eine intensive Behandlung. In Frage kommen eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva sowie eine psychotherapeutische Betreuung.

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Krankheitsbilder

Depressionen lassen sich in 3 Hauptgruppen einteilen

· die reaktive Depression (Reaktion)
· die neurotische Depression (Neurose)
· die endogene Depression (Psychose)

Die reaktive Depression
Eine reaktive Depression unterscheidet sich von der angemessenen Reaktion auf ein trauriges, traumatisches, schlimmes Ereignis dadurch, dass der/die Betroffene nicht mehr in der Lage ist, mit Schicksalsschlägen fertig zu werden, also in einen depressiven Kreis gerät, aus dem es keinen Ausweg mehr zu geben scheint.

Die neurotische Depression
Die neurotische Depression trifft vorwiegend Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Auslöser sind häufig Ereignisse, die einen ungelösten früheren seelischen Konflikt - zumeist aus der frühen Kindheit - wiederbeleben.
Neurotisch depressive Menschen leiden häufig nicht nur an Melancholie oder Traurigkeit, sondern auch an Angstzuständen, Zwangsvorstellungen und psychosomatischen Beschwerden.

Die endogene Depression
Unter einer endogenen Depression versteht man eine Form der Erkrankung, deren Ursache nicht eindeutig erklärbar ist. Vermutet wird eine Stoffwechselstörung im Gehirn, die auch bereits wissenschaftlich nachgewiesen werden kann. Die Symptome sind ähnlich wie bei der neurotischen Depression, mit der Ausnahme, dass ein auslösendes Ereignis nicht auszumachen ist. Auch leiden endogen Depressive weniger an Zwangsstörungen und Phobien, dafür häufiger an Manien - oder schlimmer: manisch-depressiven Schüben, der sogenannten "bipolaren Affektstörung".
"Die endogene Depression und Manie werden 'affektive Psychosen' genannt, weil bei ihnen vorwiegend der Affekt (die Stimmung, das 'Gemüt') krankhaft verändert ist, und zwar bei der Depression im Sinne einer Herabsetzung von Stimmung, Antrieb, Appetit, Sexualität und bei der Manie entgegengesetzt mit einer krankhaft gehobenen (euphorischen) Stimmungslage, vermehrtem Antrieb, Rededrang, übertriebener Kauflust u.a.".
Es gibt Fälle bei den affektiven Psychosen, in denen der Patient/die Patientin ausschließlich manische oder andersherum ausschließlich depressive Phasen durchlebt. Beides ist grauenvoll!
Besonders kritisch ist der sprunghafte Wechsel von Depression zu Manie und umgekehrt. Im Volksmund spricht man von "vom Himmel hoch jauchzend - zu Tode betrübt".
Krankhaft werden diese Stimmungsschwankungen, wenn sie - in beiden Phasen - die Urteilsfähigkeit so stark einschränken, dass daraus das Bild einer Persönlichkeitsstörung entsteht. Menschen, die an der manisch-depressiven Krankheit leiden haben von allen Formen der Depression das höchste Selbstmordrisiko. Die Selbstmordrate ist dabei erstaunlicherweise deutlich höher während der manischen Phase, in welcher sprunghafte und unüberlegte Handlungen an der Tagesordnung sind. Typisch ist auch, dass die manisch-depressiven "Suizid-Kandidaten" im Gegensatz zu den reaktiv Depressiven keinerlei Signale über einen bevorstehenden Suizidversuch aussenden. D.h.: sie planen nicht langfristig, sondern treffen teilweise sehr spontane, irreversible Entscheidungen.

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Behandlungsmöglichkeiten

Psychische Krankheiten werden im allgemeinen weniger ernst genommen wie die körperlichen. Viele "gesunde Menschen" fürchten sich davor, mit psychischen Krankheiten in Berührung zu kommen, verurteilen die Betroffenen als wären sie selbst schuld an ihrem Leiden oder werten sie als "geisteskrank" ab.

Dabei wird übersehen, dass z.B. Depressive so stark erkranken können, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben selbstständig zu bewältigen. Eine Behandlung ist also dringend erforderlich.

Medikamentöse Behandlung:

Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass während einer Depression der Stoffwechsel des Gehirns gestört ist. Die Botenstoffe (Transmitter) Serotonin und/oder Noradrenalin sind nötig, um Informationen (z.B. ich fühle mich wohl, ich bin angespannt, ich bin satt) von Nervenzelle zu Nervenzelle zu transportieren. Bei einer Depression gibt es zu wenig von ihnen und/oder die Übertragung zwischen den Nervenzellen funktioniert nicht richtig. Das wirkt sich auf den Gefühlshaushalt aus und spiegelt sich als Niedergeschlagenheit, Grübelzwang, Lustlosigkeit usw. wieder.

Dagegen wurden so genannte "Antidepressiva" entwickelt. Das sind Medikamente, die das chemische Ungleichgewicht im Gehirnstoffwechsel wieder ausgleichen. Diese Medikamente wirken beruhigend und Angst lösend, die Stimmung wird "aufgehellt". Es dauert einige Wochen bis sie ihre Wirkung entfalten, deshalb dürfen sie auf keinen Fall abgesetzt werden, auch wenn sie anfangs anscheinend nicht wirken.

Psychotherapeutische Behandlung:

Bei schweren Depressionen genügt es nicht, die Patienten mit einem Rezept für Antidepressiva wieder nach Hause zu schicken. Sie sollten unbedingt zusätzlich psychotherapeutisch betreut werden. In einer Psychotherapie finden die Patienten heraus, welche belastenden Ereignisse (häufig frühe Kindheitserlebnisse) ihr Gemüt belasten und sie lernen, ihr Verhalten im Umgang mit Enttäuschungen zu verändern. Allein die Erfahrung, dass der Therapeut/die Therapeutin sich alle Klagen bedingungslos anhört und Verständnis zeigt, gibt den Patienten/innen wieder ein Stück Selbstvertrauen zurück.

Die Behandlung eines Depressivpatienten ist immer am Einzelfall zu sehen.

Medikamentöse Behandlung wird oft therapiebegleitend angewandt, um einen gefestigten Boden zu schaffen, auf dem die Depression be- bzw. aufgearbeitet werden kann.

Das Wichtigste bei der Depressionsbehandlung ist eine Psychotherapie mit einem Therapeuten des Vertrauens. Es ist nicht einfach, genau denjenigen zu finden, mit dem der Patient "auf einer Wellenlänge" liegt. Aber der Patient darf sich nicht scheuen, auch einfach einmal zu sagen "Sorry, aber es passt nicht". Die Krankenkassen unterstützen diese "Therapeutenwahl" durch "Kennenlerngespräche".

Ich selbst habe einmal nach 8 Minuten eine Praxis verlassen, weil es nicht passte.

Es gibt Phsychiater und Psychotherapeuten (mit und ohne Doktortitel). Der Doktortitel ist aber kein Erkennungszeichen für die Qualität der Behandlung. Ich war bis heute immer bei Psychotherapeuten ohne Doktortitel in der ambulanten Therapie.

Neben der ambulanten Therapie gibt es auch die Möglichkeit einer stationären Behandlung. Dieses sollte mit dem Hausarzt oder (sofern schon vorhanden) dem Psychotherapeuten besprochen werden.

Über die Klinik kann man sich häufig schon im Internet informieren. Empfehlenswert ist aus meiner Sicht eine extra Depressionsstation. Die klinische Aufnahme geschieht entweder durch Zwangseinweisung (in extremen Lebenskriesen) oder durch freiwillige Vorsprache.

Ich möchte jedem raten, sich die Klinik vorab anzuschauen. Oftmals gibt es Informationsveranstaltungen oder aber man kann mit einem Arzt ein Vorgespräch vereinbaren, bei dem man sich auch die Station ansehen kann.

Eine Besichtigung von mehreren Kliniken ist sinnvoll. Manchmal sind es ganz einfache Dinge, die einem dann sagen "Ja, hier kann ich mich wohl fühlen".

Durch die hohe Anzahl von Depressionspatienten, kann eine Aufnahme in eine Klinik oftmals erst nach einer Wartezeit erfolgen. Ich hatte Glück und wurde innerhalb einer Woche aufgenommen.

Bis dahin stehen aber die ambulanten Psychologen bereit, evtl. die aufnehmende Klinik für Notfallgespräche oder die telefonische Seelsorge.

Man darf nie vergessen: ICH BIN NICHT ALLEIN.

Während der Therapie (sowohl ambulant als auch stationär) zählt das grundsätzliche Vertrauen.

Niemand muss einem Therapeuten sein Leben im ersten Gespräch anvertrauen!!!

Vertrauen wächst und darf auch erst dann "benutzt" werden, wenn eine Basis für die Behandlung geschaffen wurde.

Die Diagnose muss immer von einem Spezialisten/Arzt erstellt werden.

JEDER darf um Hilfe bitten, wenn er das Gefühl hat, nicht mehr weiter zu wissen!

Eine reaktive Depression dauert in den meisten Fällen nicht lange an und geht zurück, wenn die auslösenden Belastungen verschwinden, bzw. wenn man sich daran gewöhnt hat. Trotzdem brauchen Menschen, die an einer reaktiven Depression leiden (dazu gehört z.B. die Trauer) sehr viel Zuwendung und Verständnis. Ansonsten besteht die Gefahr, dass als einziger Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit der Selbstmord gesehen wird.

Die neurotische Depression spricht in der Regel gut auf eine Behandlung an. Welche Form der Behandlung für den Betreffenden/die Betreffende am sinnvollsten ist, hängt stark von der Person und vom Einzelfall ab. Meist genügt eine Psychotherapie, manchmal ist es aber auch sinnvoller, die Therapie medikamentös zu unterstützen. In jedem Fall brauchen neurotisch Depressive sehr viel Verständnis, Einfühlungsvermögen und Stabilität. Suizidgefahr besteht auch dann noch, wenn erste Anzeichen einer Besserung sichtbar werden.

Die manisch-depressive Störung bedarf unbedingt einer medikamentösen Behandlung mit begleitender psychotherapeutischer Betreuung, die teilweise so intensiv sein muss, dass ein stationärer Aufenthalt in einer Nervenklinik unabdingbar ist. Eingesetzt werden vorwiegend Lithium, um die manischen Schübe unter Kontrolle zu halten, sowie sogenannte "selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer" (SSRIs = Selective Serotonine Reuptake Inhibitors). Serotonin ist ein Botenstoff, der Informationen von den Nerven zu den Neuronen weiterleitet und umgekehrt. Ist dieser Stoffwechsel gestört, etwa dadurch, dass das Serotonin nicht lange genug in den Verbindungsstellen gespeichert wird, kommt es zu schweren affektiven Störungen.

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Therapeut, Kosten, Behandlungsdauer

1. Wie finde ich eine(n) Psychotherapeuten(in)?
2. Die Kosten der Psychotherapie
3. Die Dauer der Behandlung

Wie finde ich einen Psychotherapeuten(in)?

Bei den nachfolgenden Punkten bitte nicht über den Kostenfaktor verzweifeln oder die Suche nach einem geeigneten Therapeuten als zu kompliziert ansehen.

Meine Therapie z. Beispiel wurde komplett durch die Krankenkasse finanziert. Bei der Suche nach dem geeigneten Therapeuten stehen auch die Krankenkasse zur Seite. Man kann durch einen Anruf dort eine Liste mit zugelassenen Therapeuten anfordern. Der Hausarzt arbeitet auch mit Therapeuten zusammen.

Es gibt heute ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, an die man sich wenden kann. Die ärztlichen Psychotherapeuten findet man in der Ärztetafel des Telefonbuchs unter der Rubrik:
Psychoanalyse und Psychotherapie

Die psychologischen Psychotherapeuten findet man ebenfalls im Telefonbuch unter dem Stichwort:
Psychologische Praxis

oder häufiger in den Gelben Seiten unter den Stichworten:
Psychotherapie, Psychologie, Psychologische Beratung

Unter diesen Rubriken können Sie auch die analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten finden. Sie bieten analytische Psychotherapie nur für Kinder und Jugendliche an. Die ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten bieten meist ausschließlich Psychotherapie für Erwachsene an, nur manche haben auch eine eigene Ausbildung für die Therapie von Kindern (dann oft Verhaltenstherapie) absolviert.
Wenn Sie sich dafür interessieren, welche Ausbildung Psychotherapeuten haben, dann ist das gar nicht so einfach zu beantworten. Es gibt sehr unterschiedliche Wege, die zu diesem Ausbildungsziel führen. Unter dem Stichwort Psychotherapieausbildungen finden Sie die entsprechenden Informationen.

Manche Psychotherapeuten/innen haben zusätzlich zu ihrer Ausbildung einen (oder zwei) Doktortitel. Dies sagt allerdings nichts über die Qualität ihres therapeutischen Könnens (Letztlich bedeutet dies nur, daß diese Therapeuten mehr Zeit als andere in Bibliotheken, vor Computern und/oder in Forschungslabors verbracht haben.).

Da die Wartezeiten bei allen Psychotherapeuten in der Regel lange sind, kann es sinnvoll sein, sich gleich bei mehreren Psychotherapeuten auf die Warteliste setzen zu lassen. Manche Therapeuten haben sich auf bestimmte Probleme spezialisiert. Wenn Sie also schon am Telefon kurz beschreiben können, worum es geht, läßt sich die Frage, ob der(die) Therapeut(in) sich zuständig fühlt, manchmal schon vorab klären. Sie können hier auch schon erfahren, welche Therapierichtung er oder sie vertritt. Manche Therapeuten(innen) haben neben ihrer Psychotherapieausbildung (Verhaltenstherapie, Psychoanalyse od. tiefenpsychologisch fundierte Therapie) auch noch weitere therapeutische Verfahren gelernt, die sie je nach Bedarf anwenden. Die wichtigsten sind: Gestalttherapie, Familientherapie od. Systemische Therapie, Hypnotherapie, Gesprächstherapie, Transaktionsanalyse, Psychodrama und Bioenergetik.
Meist findet Psychotherapie als Einzeltherapie statt. Bei den meisten Therapierichtungen (außer bei Familientherapie und Hypnotherapie) sind auch Gruppenbehandlungen möglich oder werden sogar bevorzugt angewandt. In bestimmten Fällen ist dies sehr sinnvoll z.B. wenn es um Probleme im Kontakt mit anderen Menschen geht.

Natürlich gibt es noch mehr therapeutische Ansätze, als die oben genannten und wenn Sie sich vielleicht für eine bestimmte Richtung interessieren, sollten Sie schon am Telefon direkt danach fragen.

2. Die Kosten einer Psychotherapie:
Grundsätzlich gibt es vier Möglichkeiten, die Kosten einer Psychotherapie zu finanzieren:

a) Sie haben genügend Geld, sich etwa wöchentlich eine psychotherapeutische Sitzung (= 50 Min.) zu einem Preis, der in der Regel zwischen 110 und 200 DM liegen dürfte, zu leisten.
In diesem Fall geht es dann nur darum, sich den/die richtige(n) Therapeuten(in) zu suchen. Dieser Fall ist zwar der einfachste, aber er ist eigentlich die Ausnahme. Außerdem sollte jemand, der schwerwiegende psychische Probleme hat, sich nicht scheuen, von seinem guten Recht Gebrauch zu machen: Er sollte die Kosten von seiner Krankenversicherung übernehmen lassen.
(Wenn ich im folgenden männliche Personenbezeichungen verwende, dann nur zur sprachlichen Vereinfachung. Natürlich sind immer die weiblichen Psychotherapeuten mitgemeint, vor allem, weil es auch insgesamt mehr Psychotherapeutinnen gibt als Psychotherapeuten.)

b) Sie möchten die Behandlung durch Ihre Krankenkasse auf Krankenschein finanzieren lassen.
In diesem Fall geht es natürlich auch darum, den richtigen Gesprächspartner für Ihre Probleme zu finden, jedoch müssen Sie dann einiges an formalen Dingen beachten. Der Arzt oder der Diplom-Psychologe an den Sie sich wenden, muß nämlich von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) als Psychotherapeut anerkannt sein:

Dies ist der Fall, wenn der Arzt über den Zusatztitel "Psychotherapie" oder "Psychoanalyse" verfügt oder als "Facharzt für psychotherapeutische Medizin" oder als "Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie" anerkannt ist.

Bei Diplom-Psychologen muß eine Zulassung als "psychologischer Verhaltenstherapeut" oder als "psychologischer Psychoanalytiker" vorliegen. Außerdem muß der Psychologe Sie zur medizinischen Untersuchung an einen ärztlichen Psychotherapeuten vermitteln, der dann auch abklärt, inwieweit körperliche Ursachen eine Rolle spielen könnten. Er ist also bei der Diagnose unterstüzend tätig und delegiert dann die Behandlung selbst an den Psychologen Ihrer Wahl (= Delegationsverfahren).
Sie können bei diesen ärztlichen oder psychologischen Therapeuten bis zu 5 Probesitzungen machen, um zu entscheiden, ob Sie sich bei ihm (oder ihr) gut aufgehoben fühlen. Haben Sie in diesem Punkt ein gutes Gefühl, dann wird der Arzt oder Psychologe mit Ihnen zusammen eine Therapie beantragen, wenn er selbst dies auch für sinnvoll hält.

c) Sie finden keinen zugelassenen Psychotherapeuten oder wollen bei einem Psychotherapeuten in Behandlung, zu dem Sie schon Vertrauen gewonnen haben, der aber keine Zulassung hat.
Die ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten, welche über Krankenschein abrechnen können, reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf an Psychotherapie zu decken. Die Gerichte haben für diesen Fall die Möglichkeit der Finanzierung über Kostenerstattung eingeräumt. Falls Sie keinen kassenabrechnungsberechtigten Psychotherapeuten finden können, der Sie mit zumutbarer Wartezeit und in annehmbarer Entfernung zu Ihrem Wohnort behandeln kann, so ist Ihre Krankenkasse verpflichtet, Ihnen die Psychotherapie bei einem Diplom-Psychologen - auch wenn dieser nicht in der kassenärztlichen Versorgung tätig ist - zu ermöglichen (= Kostenerstattungsverfahren)
Damit Ihre Kasse die Ihnen anfallenden Kosten erstatten kann, müssen Sie einen ärztlichen Psychotherapeuten aufsuchen und sich von ihm eine Notwendigkeitsbescheinigung einholen. Er klärt bei diesem Gespräch auch ab, ob nicht eine körperliche Ursache als Grund für ihre psychischen Probleme in Frage kommen könnte. Hierfür ist auch eine körperliche Untersuchung gefordert (spätestens beim Übergang von Kurzzeit- zu Langzeittherapie), die auch der Hausarzt durchführen kann.
Kostenerstattung heißt in diesem Fall, daß Sie von diesem Psychologen eine Rechnung über die Kosten der Therapiesitzungen bekommen. Diese Kosten bekommen Sie dann wieder von Ihrer Kasse erstattet.

d) Sie sind privatversichert und möchten, daß Ihre Kasse die Kosten einer Psychotherapie übernimmt.
Sie haben auch hier in der Regel das Anrecht auf bis zu 5 Probesitzungen. Diese muß die Kasse bezahlen, ohne daß dafür ein eigener Antrag notwendig ist. Einige wenige (meist kleinere) Privatkassen schränken allerdings die Erstattung der Kosten auf eine Behandlung durch einen ärztlichen Psychotherapeuten ein. Sie sollten sich hier also genau informieren.
Für den eigentlichen Therapieantrag sind die Regelungen je nach Privatkasse sehr unterschiedlich. Sie müssen sich daher direkt an Ihre Kasse wenden und sich die entsprechenden Bestimmungen sowie Antragsformulare zuschicken zu lassen.
Wenn Sie beihilfeberechtigt sind, sollten Sie sich ebenfalls in dem Zeitraum, in dem Sie die Probesitzungen wahrnehmen, von Ihrer Beihilfestelle die aktuellen Bestimmungen und Antragsformulare schicken lassen. Die Beihilfestelle leitet den gestellten Antrag an einen ärztlichen Gutachter weiter. Wird der Antrag von diesem befürwortet, dann ist ein eigener Antrag an Ihre Privatkasse in der Regel unnötig. Die Privatkasse erstattet dann den vereinbarten üblichen Prozentsatz. Von der Beihilfestelle bekommen Sie allerdings in der Regel nicht den vollen Tarif der Behandlung erstattet, so daß meist eine Zuzahlung erforderlich ist.


3. Die Dauer einer Psychotherapie:
Die Krankenkassen genehmigen über Krankenschein (siehe oben unter Punkt b) nur verhaltenstherapeutische Behandlungen, tiefenpsychologisch fundierte Behandlungen und Psychoanalysen. Im Bereich der Kostenerstattung (s.o. unter Pkt. c) kommen aber oft auch die anderen Behandlungsansätze zur Anwendung. Man spricht dann von einem schulenübergreifenden Vorgehen. Nicht alle Kassen akzeptieren jedoch diese Art der Behandlungsform und sie bestehen auch in der Kostenerstattung auf einem der oben genannten drei Verfahren.

a) Die Dauer einer Verhaltenstherapie (VT) oder einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie (TFT):

Für eine Kurzzeitbehandlung werden nach den maximal 5 Probesitzungen weitere 25 Sitzungen beantragt. Bei wöchentlichen Sitzungen wird man also mit einer Dauer von einem halben bis zum einem Jahr rechnen müssen. Eine Kurzzeitbehandlung kann bei Bedarf innerhalb der ersten 20 Sitzungen in eine Langzeitbehandlung umgewandelt werden.

Eine Langzeitbehandlung dauert in der Regel 45 Sitzungen (VT) bzw. 50 Sitzungen (TFT). Wenn nötig, kann sie nochmal um 15 (VT) bzw. 25 (TFT) und in einem dritten Schritt um weitere 20 Sitzungen (VT) bzw. 30 (TFT) verlängert werden. Somit kann eine Verhaltenstherapie insgesamt maximal 85 Sitzungen dauern und eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie maximal 110 Sitzungen. Man muß also bei wöchentlichen Sitzungen mit einer Therapiedauer von 1 - 2 Jahren rechnen. In manchen Fällen ist es auch notwendig, Doppelstunden zu machen, insbesondere wenn es um die Bewältigung von Ängsten geht. Dadurch kann sich die Zeitdauer auch reduzieren.
Wird die Kurzzeitbehandlung (oder ein Teil der Langzeittherapie) als Gruppentherapie durchgeführt, so bekommen Sie für eine Einzeltherapiesitzung von 50 Minuten jeweils eine Gruppentherapiesitzung von 100 Minuten. Es verlängert sich dadurch also nicht unbedingt die Dauer der Therapie. Es erhöht sich nur die Dauer des therapeutischen Kontakts.
Die Notwendigkeit von Gruppentherapiesitzungen und Doppelsitzungen muß eigens vom Arzt oder Psychologen im Antrag begründet werden.

b) Die Dauer einer Psychoanalyse:
Eine Psychoanalyse ist von ihrer Dauer sehr viel länger angelegt. Hier können insgesamt 5 x 60 Sitzungen beantragt werden, wobei die Sitzungen meist 2 -3 mal wöchentlich stattfinden. Eine Dauer von 2 - 3 Jahren liegt hier durchaus im Bereich des Normalen.

Eine Therapie beim analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten kann für Kinder zunächst 70 Stunden dauern, wobei eine erste Verlängerung um 50 Stunden und eine weitere um 30 Stunden beantragt werden kann. Bei Jugendlichen werden zunächst 90 Sitzungen beantragt, danach ist eine Verlängerung um 50 Stunden und eine weitere um 40 Stunden möglich. Auch diese Art der Psychotherapie kann in einer Gruppe stattfinden, wobei hier jedoch insgesamt nur 90 Sitzungen möglich sind.

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Suizidalität

Wir sind mit der Fähigkeit auf die Welt gekommen, uns das Leben zu nehmen. Jedes Jahr treffen eine Million Menschen diese Wahl.

Die größte Gefahr dieser Krankheit besteht in der Suizidalität. Wenn jemand Monate lang niedergeschlagen ist, beginnt er logischerweise am Sinn des Lebens zu zweifeln und kommt auf die Idee Schluss zu machen. Etwa die Hälfte aller Betroffenen unternehmen im Laufe der Krankheit einen Selbstmordversuch.

Viele dieser Menschen, die am liebsten sterben möchten, sehen keinen anderen Ausweg mehr. Ihre Welt wird zu diesem Zeitpunkt vom Tod bestimmt. Die Intensität ihrer Selbstmordgedanken darf nicht unterschätzt werden - sie sind echt, stark und unmittelbar. Sie lassen sich nicht einfach wegzaubern.

Es ist falsch zu glauben, dass Menschen, die von Selbstmord sprechen, es nicht tun!

Acht von zehn Selbstmördern haben ihre Tat vorher angekündigt. Die meisten Selbstmorde passieren im Frühjahr und im Herbst und überwiegend montags.

In Deutschland nehmen sich jährlich mehr als 11.000 Menschen das Leben.

Die sehr hohe Zahl von Selbsttötungen wird oftmals in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen im Gegensatz beispielsweise zu den Todesfällen im Straßenverkehr, obgleich diese Zahl wesentlich geringer ist.

Selbstmord ist oft eine endgültige Lösung für ein vorübergehendes Problem.

Man sieht alles aus dem äußerst eingeschränkten Blickwinkel des Augenblicks, wenn man depressiv ist. Nur kurze Zeit später, eine Woche oder einen Monat können die Dinge bereits ganz anders aussehen.

Die meisten Menschen, die sich einmal mit Selbstmord befasst haben, heute froh sind, dass sie noch leben. Sie sagen, sie wollten ihrem Leben eigentlich kein Ende setzen - nur dem Schmerz.

Der wichtigste Schritt ist, mit jemandem zu reden. Menschen, die sich mit Selbstmordgedanken tragen, sollten nicht versuchen, alleine mit ihren Problemen fertig zu werden. Sie sollten sich SOFORT um Hilfe bemühen.

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Erschreckende Zahlen und Fakten

Jeden Tag sterben in Deutschland durchschnittlich acht Jugendliche und junge Erwachsene (unter 40 Jahren) durch Selbstmord. Und schätzungsweise über 150 versuchen es täglich.

Im Jahr 2000 starben in Deutschland 11.065 Menschen durch Suizid (8.131 Männer und 2.934 Frauen). Die Suizidrate (d.h. der Anteil der Suizide auf 100.000 Einwohner) beträgt 13,5 (20,3 bei den Männern und 7,0 bei den Frauen). Das Verhältnis der Suizidrate bei Männern und Frauen liegt bei 1: 2,9. (Quellen: Statistisches Bundesamt).

Suizide 11.065 (2000, Statistisches Bundesamt)

Verkehrsunfälle 7.503 (2000, Statistisches Bundesamt)

Gewalttaten 2.770 (2000, Polizeiliche Kriminalstatistik)

Drogen 2.028 (2000, Statistisches Bundesamt)

AIDS 580 (2000, Statistisches Bundesamt)

Suizide: Aufteilung nach Altersgruppen (2000):

unter 15 Jahren 33
15 - unter 20 Jahren 272
20 - unter 25 Jahren 440
25 - unter 30 Jahren 504
30 - unter 35 Jahren 738
35 - unter 40 Jahren 925
gesamt bis unter 40 Jahren 2912

Patienten, die nach einem Suizidversuch in eine Klinik aufgenommen wurden, sind zu 50 Prozent Patienten, die mindestens schon einmal einen Suizidversuch begangen haben. Nach einigen Studien begehen zwischen 13 und 35 Prozent bereits innerhalb der ersten zwei Jahre erneut einen Suizidversuch. Bei langfristigen Studien sind es innerhalb von 10 bis 30 Jahren 10 bis 13 Prozent, die sich letztendlich das Leben nahmen.

40 Kinder und Jugendliche versuchen jeden Tag, sich das Leben zu nehmen.
Täglich sterben drei Kinder oder Jugendliche durch Suizid.
Die Anzahl der jugendlichen Selbstmorde ist in Großstädten doppelt so hoch wie auf dem Land.
Suizid ist bei Jugendlichen bis 20 Jahre die zweithäufigste Todesursache nach dem Unfalltod.
Die Zahl der Selbstmordversuche ist bei Jugendlichen schätzungsweise zwanzig- bis dreißig mal höher als die der vollendeten Selbstmorde.
85% der Menschen, die bereits einen Suizidversuch begangen haben, versuchen auch ein zweites Mal, sich zu töten.

Folgende Methoden, werden von Jugendlichen angewandt, um ihrem Leben ein Ende zu setzen:

24 % Tod durch Erhängen
24 % Tod durch Erschießen
22 % Tod durch Vergiften
12 % Tod durch Ertrinken
18 % Tod durch Sturz aus großer Höhe/Aufschneiden der Pulsadern/sich vor einen Zug legen.

Mädchen versuchen drei mal so oft sich das Leben zu nehmen, wie Jungen.
Jungen hingegen gelingt der Selbstmord drei mal öfter als Mädchen; das liegt daran, dass sie oft die "harten Methoden" wählen
wie Erhängen, Erschießen oder Verbrennen.

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Hilfe für Betroffene

Es ist keine Schande krank zu sein; und es kostet Mut, um Hilfe zu bitten...aber es gibt IMMER einen Ausweg!

Telefonseelsorge:
http://www.telefonseelsorge.de
0 800/111 0 111 oder
0 800/111 0 222 (bundesweit, kostenlos)
In Deutschland gibt es 104 Telefonseelsorgestellen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit anonym Beratung am Telefon anbieten. Unter der bundeseinheitlichen Telefonnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 kann kostenlos angerufen werden. Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge hören zu, nehmen Anteil und verweisen bei Bedarf an andere Einrichtungen. Die Telefonsseelsorge ist somit die flächendeckende Basis aller spezialisierten Krisenhilfsangebote.

Kinder- und Jugendtelefon:
0 800/111 0 333 (bundesweit, kostenlos)
Beratungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche, überwiegend vom Deutschen Kinderschutzbund.

Jugend-Notmail:
http://www.junoma.de
Hier gibt es Beratung und Informationen zu allen Jugendthemen per Email - mit dem "Notruf"-Button kann man direkt (auch anonym) seine Probleme schildern und Hilfe anfragen.

Kummernetz e.V.:
e-mail: info@kummernetz.de , homepage: http://www.kummernetz.de
Oerlenbacher Str. 31, 97714 Erlenbecher, Bayern
Tel.: 09725/ 708 702, Fax: 09725/ 708 703
Kommunikationsplattform für Leute mit Kummer und für Leute, die zuhören oder helfen wollen mit Selbsthilfe und Lebensbegleitungs- sowie Seelsorgebereich, per e-mail und per Zweierchats. Dieses Hilfsangebot richtet sich an: Erwachsene (ab 18), Jugendliche (12-17) und Kinder (bis 12).

Beratungsstelle Neuhland:
(besonders für Kinder und Jugendliche),
Nikolsburger Platz 6, 10717 Berlin,
Tel. 0 30/8 73 01 11, http://www.neuhland.de

Von Neuhland gibt es auch die Liste
Hilfsdienste in Deutschland nach Bundesländern

Das Beratungs-Netz:
http://www.das-beratungsnetz.de
One-to-One Beratung via Internet: Das Beratungsnetz ist Mittler zwischen Ratsuchenden online und den Beratungseinrichtungen und bietet Online-Beratung an zu verschiedenen Krisen-Themen.

BRAVO.de:
http://www.drsommerteam.de
Das Beratungsangebot vom Dr.-Sommer-Team auf BRAVO.de mit Informationen zu vielen Problembereichen.

kids hotline:
http://www.kids-hotline.de
Die kids-hotline bietet Mädchen und Jungen kostenlose und anonyme Beratung im Internet zu Themen, die Jugendliche beschäftigen.
Im Fachteam der kids-hotline arbeiten Beraterinnen und Berater aus verschiedenen Fachbereichen: Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte, Juristinnen und Juristen, Kinderpfleger und Theologen.

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Angehörige sind nicht allein

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es für das persönliche Umfeld sehr schwer ist, diese Krankheit zu erkennen und oftmals das Wissen fehlt, wie man mit Erkrankten umgehen soll.

Doch die Angehörigen sind nicht allein mit ihrer Unsicherheit, ihren Zweifeln, ihrem Unverständnis und oft auch Hilflosigkeit.

"Das ist alles nicht so einfach..." Wenn Sie diesen Satz auf sich wirken lassen, dann verstehen Angehörige ein Tausendstel von dem, was jemand, der an und unter einer Depression leidet, empfindet.

Eine Depression hat nichts mit Faulheit, Drückebergerei oder Schwäche zu tun. Im Gegenteil, eine Depression ist der aktive Kampf, mit etwas fertig zu werden, was einen kaputtmacht, also, wenn man so will, eine Art Selbstheilungs-Mechanismus. Wenn man allerdings jemandem, der in diesem erschöpfenden Kampf steckt sagen: "Nun reiß dich doch mal zusammen!", dann erreicht man genau das Gegenteil. Der/die Depressive bekommt noch mehr Schuldgefühle.

Natürlich ist es nicht leicht, mit jemandem umzugehen, der lethargisch, negativ und lustlos in der Ecke hängt oder gar das Haus nicht mehr verlassen will (oder kann).

Eben so falsch ist es, eine(n) manischen PatientIn zur Vollbremsung bringen zu wollen.

Beide Male hilft man damit nicht, sondern treibt die betreffende Person nur tiefer in die Störung.

Was auf jeden Fall wichtig ist: Verständnis ohne Bedingungen, das richtige Maß an Forderungen und vor allem: ZUHÖREN!

Wer zuhört, merkt am ehesten, wenn die Situation kritisch wird und ohne fachliche Hilfe nicht mehr zu meistern ist. Häufig wissen Depressive selbst nicht, dass sie krank sind, sondern fühlen sich extrem schuldig.

Wenn Sie nicht mehr weiterwissen, und Ihr(e) Angehörige(r) von selbst nicht will: nehmen Sie ärztliche Hilfe in Anspruch

Psychatrische Einrichtungen bieten Vorträge für Angehörige an. Selbsthilfegruppen beziehen das Umfeld mit in die Gespräche ein. Und auch die Therapie unter medizinischer Aufsicht kann Therapien mit den Angehörigen anbieten.

Informieren kann man sich im Internet. Hausärzte können Hilfestellung geben und Fachliteratur kann den Angehörigen einen Einblick in die Krankheit verschaffen.

Es ist wichtig, dass man nicht selbst versucht jemanden unbedingt therapieren zu wollen, denn dazu gibt es Fachpersonal, die sich seit Jahren mit dieser Krankheit auseinandergesetzt haben.

Ich spreche damit auch aus eigener Erfahrung. Denn oftmals überfordern Depressive ihr Umfeld mit ihrer Krankheit; sofern sie überhaupt darüber sprechen können.

Sie können nur Hilfe anbieten, keine fertigen Lösungen vorgeben. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Und das Schwierigste bei der Depressionsbehandlung ist das Glauben und Vertrauen. Ich kann nur glauben, worauf ich selbst gekommen bin. Und das ist der Inhalt der Therapie; durch gezielte Gespräche den Patienten seine eigenen Probleme und Lösungen erkennen lassen.

Meine Bitte an alle Angehörigen und Freunde von depressiv Erkrankten: Nehmen sie die Ängste, Zweifel und Sorgen ernst!!!

Bieten Sie eine Hand und ein Ohr an, aber versuchen Sie nicht, den Patienten zu tragen und zu therapieren!

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