"Es ist schwerer Gefühle anzunehmen, als diese zu geben."

Ich erzählte meinem Hausarzt von meinen Träumen. Bei ihm war ich wegen meinem Hormonspiegel und wegen meiner extremen Blutsenkung in Behandlung. Er war der erste, der nicht nur die gynäkologische Seite anschaute, sondern mich als Ganzes sah. Er verordnete mir einen Gesamtcheck und wollte unbedingt der Blutsenkung auf den Grund gehen. Ich hatte Werte von 47/84 - sie war 4 mal so hoch wie normal. Außerdem reichte er mir die Karte seiner Frau. Sie war Psychologin.

Es dauerte noch eine Weile, aber nach einem besonders heftigen Zusammenbruch rief ich sie an.

Wir vereinbarten einen Termin und so fing es an.

In den nächsten 5 Gesprächssitzungen sprudelte alles aus mir heraus. Ich sprang durch mein Leben wie ein Hase. Erzählte vollkommen wirr und weinte dabei heftigst. Hinterher war ich jedesmal fix und fertig.

Nach den "Analysesitzungen" hatten wir dann das Gespräch, in welchem klar werden sollte, wie es in der Therapie weitergehen würde.

Sie sprach zu mir von Depressionen, Stimmungsschwankungen, Traumatas...

Ich konnte ihr kaum folgen.

Abschließend meinte sie, dass sie mit mir zu dem Zeitpunkt nicht arbeiten könnte. Meine extremen Depressionen und Schwankungen machten ein Angehen der Probleme vollkommen unmöglich, da ich dazu gar nicht in der Lage war.

Sie zeigte mir, dass die extremen Hochs und Tiefs mich auf Dauer durchdrehen werden lassen würden.

Ich konnte es nicht glauben. War schockiert und hörte ihr einfach weiterhin zu.

Sie empfahl mir, über eine stationäre Therapie nachzudenken und das Letzte, was ich von ihr hörte war, dass sie mich anschließend gern wieder in die ambulante Therapie nehmen wollte.

Wie im Trauma verließ ich ihre Praxis.

Ich weigerte mich, verrückt zu sein.

Damals hieß Psychatrie für mich nichts anderes, als wahnsinnig.

Die Tränen flossen über mein Gesicht und ich weiß bis heute nicht mehr, wie ich heimgekommen bin.

Ich kann mich nur erinnern, dass ich Piet und Chelly anrief, die mir beide den Rat gaben, darüber nachzudenken, da sie es für eine gute Idee hielten.

Wahrscheinlich gab es in diesem Moment keinen einsameren Menschen als mich.

Ich fühlte mich verraten - verlassen - aufgegeben.

Sie hielten mich für verrückt und durchgedreht.

Doch ich weigerte mich...und machte einfach weiter wie bisher.

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